Urlaubsblog und Offline-Geschichten

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Ups- I did it again!

Ich bin zurück mit einem Wanderblog. Und dieses Mal war ich an der cornischen Küste unterwegs. Vom 12. bis zum 18. August stand das Wandern ganz unter dem Motto: Kopf frei kriegen im „wilden Westen“ Englands. Und das meine ich wörtlich, denn südwestlicher als ich kann man in England nicht mehr kommen. Ich erzähle euch also nun, wie es mir ergangen ist, bei meinem Kampf gegen die Elemente und die sehr realen Höhen und Tiefen, die ich überwunden habe.

 

12.08.2025 – Ankunft in Newquay

Newquay (Ich lerne sofort: Man spricht es “Nuki” aus.) ist eine durch und durch touristische Strand-Stadt. Die Häuser – alter viktorianischer Stil (denke ich) sind bunt und vom salzigen Wind ausgeblichen. Mein Zimmer ist recht klein aber es reicht. Hier werde ich 2 Nächte sein. Morgen geht es auf den ersten Hike. Dann bringt mich ein Taxi nochmal zurück und am Donnerstagmorgen wieder zu meinem Ausgangspunkt. Von dort aus geht es dann weiter. Ich habe Glück mit dem Wetter. Das unterscheidet sich schon mal stark von meinem Wanderurlaub am Hadrians Wall im letzten Jahr. Allerdings muss man bedenken, dass ich mich hier im äußersten Südwesten der Insel befinde. Der Atlantik schiebt warme Sommerluft ins Landesinnere. Es ist herrlich.

13.08.2025 – Newquay bis Holywell und zurück

„What you expect and more…“ Das steht an der Tür zu meinem B&B. Und es stimmt!! Dabei rede ich nicht nur von St.Bernards Guesthouse sondern auch von dem Hike heute. Volle Breitseite Cornwall! All das, was man von Fotos und Filmen kennt. Und ich bin DA!! Raue Klippen, weiche Dünen, Robben, die auf zerklüfteten Felsen im Meer heulen. Und Möwen … nunja, die kenn ich auch von unseren Stränden an der Nordsee ;-). Dazu kommen die Schafe . Das bin ich ja schon vom letzten Jahr gewöhnt. Ich habe Orte gesehen, die noch Spuren aus der Eisenzeit zeigen. Es war ein Fest für alle Sinne. Ich kann ewig so weitermachen.

Übrigens machen sich meine neuen Schuhe wirklich gut. Wer meinen Wanderblog vom letzten Jahr gelesen hat, weiß, dass ich meine alten, heiß geliebten Wanderschuhe zu Grabe tragen musste. Ich hatte heute zum Abendessen mein erstes Guinness. Jetzt bin ich wirklich in England angekommen.

14.08.2025 Von Holywell nach St. Agnes

Heute habe ich mir eine Blase gelaufen. Da rühme ich meine neuen Schuhe, die ich sogar Monate vorher schon eingelaufen hatte, und dann so etwas. Tja, man kann halt nicht alles haben. Denn der Weg war es auf jeden Fall wert. Ich wollte wilde cornische Küste und ich habe sie bekommen. Ich kam auch wieder an einigen Zeitzeugen vorbei: Ein Militärstützpunkt aus dem 2. Weltkrieg und ein Steinbruch, der 1945 aufgegeben wurde. Die Vergangenheit dieses Landes war in jedem Fall nicht rosig. Aber wie es sich seit her entwickelt hat, ist klasse. Die Schornsteine von alten Zinnmienen aus dem 18. Jahrhundert waren da sehr viel schöner anzusehen. Ein Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung der damaligen Zeit. Ich habe auch mit einigen Einwohnern über die Geschichte gesprochen. Hier scheint jeder ein enormes geschichtliches Wissen über seine Heimat zu haben.

Der Weg selbst war atemberaubend! Höhlen, Buchten und riesige Klippen, an denen sich der Atlantik bricht. Und gegen Nachmittag kam auch die Sonne heraus. Man kann sich mit jedem Schritt vorstellen, dass diese Landschaft Schriftsteller inspirierte.

15.08.2025 Von St. Agnes nach Portreath

Mit Blasen laufen ist echt nicht schön! Jaja, ich höre euch schon sagen: Es gibt kein größeres Leid, als das, was der Mensch sich selbst antut. Aber lauft ihr mal 10 Stunden am Stück mit ner Blase. Das macht einem zu schaffen. Ich habe mir überlegt, morgen meine Wanderschuhe im Gepäck zu lassen und die Turnschuhe anzuziehen. Da morgen ein sehr leichtes Stück Weg vor mir liegt, kann ich es, denke ich, wagen. Dafür liebe ich die Hillwalktours. Denn das Kartenmaterial, die Infos und die Instruktionen über den Weg sind sehr verständlich – wenn man Englisch kann – und lassen eine gute Planung des Weges zu.

Nun aber genug mit dem Jammern und zum Weg von heute: Das Wetter war einfach genial! Sonnenschein und eine kühle Brise vom Meer her. Herz, was willst du mehr? Einige Buchten, die ich gesehen habe, waren komplett von der Welt abgeschnitten. Der wilde Ozean auf der einen und unüberwindliche, meterhohe Klippen auf der anderen Seite. Zwar bin ich sicher, dass schon Menschen in diesen Buchten waren. Aber die Natur wird hier so ursprünglich gelassen, dass es eine wahre Wonne ist. Seevögel segeln im Aufwind an den Klippen und mein Schriftstellerherz geht über. Manchmal wollte ich einfach nur verweilen und schauen. Diese Entschleunigung hat mir wirklich gut getan (und meinem Fuß auch ;-)).

16.08.2025 Von Portreath nach Gwithian

Ich habe mich für die Turnschuhe entschieden – und das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Die Blasen haben mich kaum gestört. Darüber hinaus muss ich sagen: Ohne die Hiking-Stöcke gehe ich nicht mehr wandern. Die sind Gold wert. Im letzten Jahr war ich noch ohne unterwegs. Aber das ständige Auf und Ab über die Klippen ist mit Stöcken so viel einfacher als ohne. In den ersten 2 Stunden hatte ich einige steile Anstiege. Am Hells Mouth habe ich dann zum ersten Mal in diesem Urlaub Scones gegessen. Die cornische Art ist es, die Marmelade zuerst und dann die clotted Creme darauf zu geben. Das ist ja hier in England so eine Wissenschaft für sich.  Nach diesem kleinen Mittagssnack war der Weg sehr viel ebener und leichter. Allerdings muss ich auch sagen, dass mir der Wind ein wenig zu schaffen machte. Er wehte heute vom Land her und hatte fast schon Sturmstärke. Die Stöcke haben mir ein ums andere Mal geholfen, auf dem schmalen Pfad zu bleiben und nicht über die Klippe zu stürzen. Denn es gibt kaum bis gar keine Zäune und der Weg ist nur wenige Zentimeter breit und verläuft oft direkt an der Kante entlang. Wenn dann so ein Windstoß kommt, dann drückt es einen schon mal auf die Kante zu. Heute hatte ich eindeutig einen Abenteuerfaktor dabei.

Das Painters Cottage, in dem ich jetzt zwei Nächte übernachte, ist übrigens ganz wunderbar. Wie alle hier, sind die Besitzer unglaublich lieb und aufgeschlossen. Man muss nicht viel sagen und schon bekommt man Informationen über die Geschichte und Kultur der jeweiligen Gegend. Das liebe ich so an diesen Menschen.

17.08.2025 von Gwithian nach St. Ives

Gestern holte mich meine Gastgeberin in Gwithian ab und brachte mich heute Morgen wieder zurück zu meinem Ausgangspunkt. Dieses Vorgehen kenne ich ja schon von meinen ersten beiden Tagen hier in Cornwall. Das passiert wohl immer dann, wenn es in dem Ort, in dem der tägliche Hike endet, keine geeignete Unterkunft gibt. Aber ich finde es sehr gut organisiert. Heute war ein grandioser Abschluss. Cornwall verabschiedet sich von mir mit spektakulären Bildern und tollem Wetter (obwohl der Wind noch immer sehr stark ist.) Ich bin wieder in Turnschuhen gelaufen weil die Blasen das am besten vertragen. Aber auch dieses Mal war der Weg nicht besonders schwer. Eben habe ich meine Anschlusszüge gebucht und war unten in der Stadt St. Ives. Ich habe im Union Inn, einem süßen kleinen Pub, zu Abend gegessen und dazu noch einmal ein Guinness getrunken. Morgen geht es zu meinen Freunden nach London. Der Hike ist schon wieder vorbei und ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Augen zurück. Lachend, weil ich weiß, dass ich morgen nicht mehr Kilometerweit wandern muss. Und weinend … tja weil ich mich diesem Land und seiner Kultur so unglaublich verbunden fühle. Bald geht es wieder nach Hause. Aber ein Erlebnis nehme ich im Herzen mit: Eine ältere Dame in der Stadt, mit der ich mich etwas länger unterhalten habe, meinte, dass ich vielleicht eine keltische Seele in mir hätte. Das hat sich so schön angehört. Und wer weiß? Vielleicht stimmt es und es zieht mich deswegen immer wieder hier her.

Achja, ich hatte ja darüber geschrieben, dass ich mir gut vorstellen kann, wie das Schriftstellerherz hier aufgeht. Tja ich muss sagen, dass ich heute einer der berühmtesten Schriftstellerinnen näher gekommen bin. Ich bin doch tatsächlich ungeplant und völlig überraschend im Geburtsort von Rosamunde Pilcher gelandet. Und obwohl ich ihre Bücher nicht so sehr verschlungen habe, wie manch anderer in Deutschland, war es doch eine schöne Überraschung mit einem Mal dort ihren Namen zu lesen.

18.08.2025 Von St. Ives nach London

8 Stunden Zugfahrt, 3 Mal umsteigen und eine kleine Autofahrt später sitze ich bei einer leckeren Lasagne bei meinen Freunden in Sunbury und genieße es, mich von Elizabeth verwöhnen zu lassen. Mit Duncan habe ich mich natürlich noch lange über den Weg und meine Erlebnisse unterhalten und dabei zum ersten Mal in meinem Leben Sambuca getrunken. Gut, dass ich morgen nicht wandern muss, sondern nur noch mit dem Flugzeug nach Hause fliege. Ich werde wahrscheinlich einen kleinen Kater haben. 😉 . Wenn ich so zurückdenke, warum ich diese Wanderreisen begonnen habe, dann bin ich ganz froh, dass mir das Leben ab und zu Steine in den Weg legt. Denn damals wollte ich eigentlich eine Kur machen, die dann aus verschiedenen Gründen ins Wasser gefallen ist. Damit ich trotzdem meine Auszeit bekomme, habe ich einfach selbst meine erste Wanderreise geplant. Und so kam ich im letzten Jahr zum Hadrians Wall. Und in diesem Jahr durfte ich Cornwall sehen. Ich weiß noch nicht, wohin es mich im kommenden Jahr verschlägt. Was ich aber mit Sicherheit weiß ist, dass ich das jedes Jahr wieder machen werde. So lange, wie ich Spaß daran habe. Denn ich möchte mir die britischen Inseln und Irland zu Fuß erwandern und dabei Ecken kennen lernen, die man als „normaler“ Tourist nicht unbedingt zu sehen bekommt.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim Durchsehen der Bilder und Träumen. Vielleicht verschlägt es euch auch einmal an die cornische Küste. Dann achtet an den Klippen auf das ferne Heulen der Robben und vielleicht entdeckt ihr auch den einen oder anderen cornischen Pixie.

 

Ich freue mich darauf, euch im kommenden Jahr wieder mitzunehmen. Bis dahin macht es gut und stöbert mal in meinen anderen Blogartikeln herum. Darin geht es ums Schreiben.

Cheers, eure Anne