7. Artikel – 05.02.2024

Lass es laufen!

Nichts ist unangenehmer als sich zu etwas zwingen zu müssen, zu dem man keine Lust oder Motivation hat. Als Autorin kenne ich zwei extreme Situationen die mir anfangs wirklich Schwierigkeiten bereitet haben:

  1. Die totale Schreibblockade – Die Ideenlosigkeit – Das Fantasy Tief
  2. Übersprudelnde Ideen – The Zone – Alltagsüberlagerungen mit dem Werk

Natürlich gibt es auch alles an Graustufen dazwischen. Doch ich will mich für diesen Artikel auf diese beiden Enden der Skala konzentrieren.

Dabei ist beides weder positiv noch negativ. Auch wenn es im ersten Moment so anmutet. Darauf gehe ich im Laufe des Beitrags näher ein.

Auch setze ich hier einen „Idealzustand“ als Grundlage voraus, der es mir als Autorin erlaubt, der jeweiligen Laune voll nachzugeben. Dass dieser Umstand nie zu 100% eintritt, ist auch mir klar. Denn er setzt voraus, dass sich angefangen mit Kleinigkeiten wie Schlaf, Nahrungsaufnahme und Toilettengängen bis hin zu so wichtigen Dingen wie Einkäufen, Arbeit und Kinderbetreuung alles um das Schreiben herum orientieren muss. Dies ist schlicht nicht möglich. Dennoch setze ich das hier voraus um eine möglichst allgemeine Grundlage zu schaffen. Eine individuelle Anpassung an die persönlichen Lebensumstände und Gewohnheiten wird dann von jedem Autoren und jeder Autorin selbst vorgenommen werden müssen.

Und nun zum eigentlichen Thema:

  1. Eine Schreibblockade:

Das Projekt steckt schon seit Tagen fest. Irgendwie komme ich nicht weiter und die letzten Seiten, die ich geschrieben habe, plätschern zum Sterben langweilig dahin. Ich zermartere mir das Hirn nach einer guten Idee. Ich folge gut gemeinten Ratschlägen um meine innere Muse wiederzufinden. Aber es nutzt nichts. Soll ich es aufgeben? Ist das Buch zum Scheitern verurteilt? Sollte ich vielleicht einen Schreibkurs an der VHS belegen? Noch einmal von vorne anfangen?

Warum so negativ? Man sagt: Das Gehirn ist wie ein Muskel. Und obwohl das rein biologisch nicht stimmt, hat der Vergleich etwas für sich. Und wie jeder Muskel braucht auch das Gehirn mal eine Pause. Dabei rede ich nicht vom täglichen Schlaf. Nein ich rede von Urlaub.

Eine längere Phase in der das Gehirn Zeit hat zum Aufräumen und Regenerieren. Diese Phasen können wir unserem Hirn zwar geben, doch jeder weiß wie schwer es ist, nicht an etwas zu denken, was gerade Wichtig ist. Also nimmt dich unser Denkapparat diese Pause selbst. Wie genau das vonstattengeht, kann ich nicht sagen. Denn ich bin kein Neurologe. Aber auch ich habe diese Phasen erlebt. Seit ich sie aber als gegeben akzeptiere und darauf vertraue, dass es bald auch wieder anders kommen kann, machen sie mir keine Angst mehr. Seit dem sind meine Buchprojekte nicht mehr zum Scheitern verurteilt. Mein Tipp hier: Lasst es zu. Gebt eurem Gehirn die Zeit, die es braucht um sich ein wenig auszuruhen. Dann werden die Ideen irgendwann von ganz alleine wieder kommen.

Das bringt mich nun zum anderen Extrem:

  1. The Zone:

Der Kopf scheint vor Ideen zu explodieren. Man kommt mit dem Schreiben kaum noch nach. Ehe man sichs versieht, ist Mitternacht vorbei und die Buchstaben tanzen vor den Augen. Nachts träumt man von den Figuren der Geschichte und man will sich am liebsten direkt nach dem Aufstehen wieder an den Rechner setzen. Man driftet ab in die sogenannte „Zone“. Das Herz schlägt einem bis zum Hals als wäre man verliebt, wenn man wieder zurück in die Geschichte darf.

Na denn aber los! Stift her und aufschreiben! Auf die Rückseite des Einkaufszettels, den Bierdeckel in einer Kneipe oder das Post-it, das mich eigentlich an ein Passwort erinnern soll. Das Wichtigste in dieser Phase: Immer Schreibzeug dabeihaben. Egal ab analog oder digital. Die Ideen müssen raus. Ideal ist es, wenn man sich in deiner solchen Phase sofort an den Rechner setzen kann. Aber auch in anderen Situationen kann man schnell mal etwas notieren. Und ganz wichtig: Bloß noch nicht auf so was wie Logik oder Zusammenhänge achten. Lieber erst einmal die Ideen runterschreiben. Denn auch hier vergleiche ich die Situation des Gehirns gerne mit etwas anderem: Nämlich der Kindheit. Kinder sprudeln über vor Interesse und Ideen. Wenn man sie bremst oder sie vor den Bildschirm setzt, werden sie kaum in der Lage sein, all das zum Ausdruck zu bringen, was sich ihre Fantasy da ausdenkt. Lässt man ihnen aber freie Hand, wird sich aus dem ganzen Chaos irgendwann ein Muster ergeben und sie entwickeln ein bestimmtes Interesse, das zu einer Leidenschaft werden kann. Jeder kennt das: Wenn man seine Leidenschaft ausleben darf, dann ist man glücklicher.

Übertragen auf unser Autorengehirn bedeutet das, dass in dieser Phase bessere und weniger gute Texte entstehen können. In dieser Phase ist es aber noch nicht wichtig zwischen dem einen oder anderen zu entscheiden. Das ist die Fleißarbeit, die später kommt. Aussortieren und streichen, ausarbeiten und umformulieren. Diese Dinge kommen hinterher.

Um all das mit einem Spruch aus meiner Jugend zusammenzufassen: Es ist wesentlich einfacher, ein wildes Tier zu zähmen, als einen Toten wiederzuerwecken. Also schreibt. Schreibt, was das Zeug hält und setzt euch keine Grenzen. Die Ideen wollen raus.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim Schreiben. Und vielen Dank fürs Lesen

Eure Anne