1. Artikel – 03.07.2023

Der Kuss der Muse – Schreibblockaden überwinden

Ich habe mich immer als einen sehr kreativen Menschen gesehen. Ich male und zeichne gerne. Die Tatsache, dass mir meine Bilder sogar teilweise abgekauft werden, spricht, denke ich, für sich. Darüber hinaus schreibe ich Geschichten und habe schon 2 Kinderbücher veröffentlicht. Wie die sich verkaufen, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Denn das halte ich nicht wirklich nach. Aber alleine die Tatsache, dass ich eine veröffentlichte Autorin bin und man das, was ich geschrieben (und in diesem Fall auch gemalt) habe, kaufen kann, ist schon ein überwältigendes Gefühl. Ich habe keine besonders hochtrabenden Wünsche oder Pläne. Früher, als Jugendliche habe ich davon geträumt, unbedingt berühmt zu werden. Ich wollte Hollywood erobern und dass die Welt meinen Namen kennt. Doch das hat sich nun gemäßigt. Eigentlich will ich nur meine Geschichten erzählen. Und wenn es unter den mehr als 80 Millionen Einwohnern in Deutschland auch nur zwei oder drei gibt, die meine Geschichten toll finden, dann ist schon viel gewonnen. Denn dann haben es meine Geschichten geschafft, weiter zu kommen als nur bis an die Grenzen meiner Verwandten und Bekannten. Trotzdem stehe ich immer wieder einem schier unüberwindlichen Hindernis gegenüber, das wohl jeder Künstler kennt: Der Schreibblockade – Dem weißen Blatt – der Ideenlosigkeit. Das bedeutet nicht, dass ich es auf einmal verlernt habe, kreativ zu sein. Es bedeutet auch nicht, dass es nicht schon morgen wieder anders sein kann. Aber daran kann man sehen, dass Kreativität nicht beliebig abrufbar ist und aus diesem Grund braucht man als Künstler schon mal etwas mehr Zeit. Der berühmte Kuss der Muse kann nicht erzwungen werden. Allerdings lässt er sich durchaus heraufbeschwören, wenn man sich selbst kennt und weiß, was einem als Künstler Inspiration verschafft. In meinem Fall sind das, wie bei so vielen anderen, zum Beispiel das Eliminieren eines weißen Blattes. Will heißen: Ein weißes Blatt hat unglaublich viel Energie. Ob diese Energie positiv (Potential für ein neues Projekt) oder negativ (Blockade) ist, das liegt beim Künstler selbst. Wenn ich auf ein weißes Blatt schaue und mir eine Geschichte einfällt, dann fange ich sofort an, zu schreiben. Schon ein einziges Wort kann mir helfen, diesen weißen Elefanten zu überwinden. Genau das gleiche gilt für den Fall, wenn ich nicht so gut drauf bin und das weiße Blatt eher eine Blockade ist. Ich schreibe einfach ein Wort. Oder einen Satz. Oder kritzele einfach nur auf dem Blatt herum. Und schon nimmt das dem Ganzen das Beängstigende. Mit diesem Text ist es tatsächlich genauso: Ich saß vor einem weißen Blatt und wusste nicht, was ich schreiben sollte. Dennoch juckte es mir in den Fingern, irgendwas aufs Papier zu bringen. Und so schrieb ich auf, was ich mir in diesem Moment am sehnlichsten wünschte: „Der Kuss der Muse“. Man glaubt nicht, wie schnell die Worte aus einem herausfließen können, wenn man diese erste Hürde einmal geschafft hat.

Noch etwas : Kennt ihr das auch, dass ihr eine Geschichte schreibt und wollt daran nach einem oder zwei Tagen weiterschreiben, ihr kommt aber irgendwie nicht rein? Auch dafür habe ich einen Trick, der vielleicht hilft: Lasst den Text noch ein paar Tage, vielleicht eine Woche oder so, unangetastet. Unternehmt etwas das nichts mit eurer Geschichte zu tun hat. Überlegt euch, wo und wie und vor allem wann ihr am liebsten lest. Dann druckt ihr die Seiten aus oder zieht sie euch auf euer Handy oder Pat und macht es euch gemütlich. Auf dem Bett, auf dem Sofa oder im Sessel. Eine Tasse Tee oder Kaffee dabei oder etwas zum Schnubbeln. Sorgt am besten dafür, dass ihr in den nächsten ein oder zwei Stunden nicht gestört werdet – bei mir geht es nur Abends, wenn die Kids im Bett sind. Dann fangt an, eure eigene Geschichte zu lesen, als hätte jemand anderes sie geschrieben. Ihr werdet sehen, wie unglaublich schnell Ideen und Einfälle kommen und wie schnell euch Logikfehler auffallen, die ihr dann anstreichen könnt um sie bei der nächsten Gelegenheit in eurem originalen Text zu berichtigen. Mein Tipp darüber hinaus: Legt euch unbedingt ein Notizbüchlein und einen Bleistift dazu. Und wenn euch etwas einfällt, das man hier oder da einfügen oder berichtigen sollte, dann schreibt nicht nur die Seitenzahl dazu sondern auch die grobe Handlung in ein oder zwei Stichpunkten davor oder danach. Denn nichts ist doofer, als die Stelle nicht wiederzufinden, weil es einem die Formatierung zerhauen hat oder weil man vorher schon was geschrieben hat und deswegen die Seitenzahl nicht mehr stimmt.

Dieser Text war nicht als Block-Artikel für meine Website gedacht und auch nicht dafür an die Öffentlichkeit zu kommen. Aber etwa vor einer halben Seite ist er genau zu so etwas geworden. Und somit habe ich die Zeit, die ich hier am Rechner verbracht habe, nicht verschwendet. Denn jetzt können auch andere davon profitieren und ich habe etwas, was ich mit euch teilen kann. Ich habe ein paar von den Blockaden, die ich in meinem Kopf hatte, überwunden und kann jetzt frisch und neu wieder an mein Werk gehen. Momentan arbeite ich an meinem Roman „IOTA – Das Teilchen der Magie“. Und ob ihr es glaubt oder nicht, während des Schreibens dieses Textes kam doch tatsächlich die lange vermisste Muse und küsste mich voll auf die Nase.

Danke fürs Lesen.